Die Beschleuniger

Neue Geschäftsmöglichkeiten in den Bereichen Werkstoffinnovation und Digitalisierung können ein Turbo für Covestro sein. Daher kooperiert das Unternehmen seit 2018 mit dem Innovationszentrum „Plug and Play“ aus dem Silicon Valley. Als einer der weltweit führenden Start-up-Acceleratoren vermittelt Plug and Play zwischen Gründern und bereits etablierten Unternehmen. Ein Vorteil für alle Seiten: „Covestro gewinnt neue Perspektiven und die Start-ups können von der globalen Expertise und den Netzwerken des Werkstoffherstellers profitieren“, sagt Saeed Amidi, CEO von Plug and Play.

Die Netzwerker

Maschinelles Lernen – ein Zukunftstrend. Das darauf spezialisierte Start-up Ansatz liefert digitale Werkzeuge für die Entwicklung neuer Polymer-Kunststoffe. Das Besondere: Covestro begleitet den Gründer Professor Dr. Newell Washburn bereits seit dem Studium an der renommierten Carnegie Mellon University in Pittsburgh, USA. Currie Crookston, Innovationschef von Covestro in Nordamerika und selbst Gründer von fünf Start-ups, gibt dem Wissenschaftler Starthilfe. Bei Covestro in Pittsburgh feilt Washburn nun an seiner digitalen Technologie – als Start-up im Unternehmen.

Die Vorreiter

China hat in kurzer Zeit eine attraktive Umgebung für Start-ups geschaffen: Bis Mitte 2018 gab es schon über 270 sogenannte chinesische Einhörner – Unternehmen, die jünger als zehn Jahre alt und mehr als eine Milliarde US-Dollar wert sind. „Wir erschließen das innovative Potenzial der chinesischen Gründerszene für uns“, sagt Dr. Michael Schmidt, Leiter Innovation bei Covestro für die Region Asien-Pazifik. Zusammen mit der Beratungsfirma Kairos wurde eine umfassende Studie der chinesischen Start-up-Landschaft durchgeführt. Jetzt geht es an die Umsetzung. Zum Beispiel in Shenzhen, Chinas Silicon Valley: Dort hat Covestro ersten Start-ups geholfen, ihre Produkte mit innovativen Materialien zu optimieren.

Covestro und Plug and Play suchen Start-ups

Für die Zukunft der Chemie

Plug and Play (Grafik)

Motor für Innovation

Rund 8.800 Start-ups gibt es in Deutschland. Doch nur 250 verfolgen bisher Geschäftsmodelle in der Chemie- und Biotechnologie. Dabei steht die etablierte Industrie vor Herausforderungen, bei deren Lösung innovative junge Gründer sehr gut helfen können. Marie Westphal, Managerin der „Chemistry Platform“ beim Bundesverband Deutsche Startups, und Dr. Hans Kespohl, Head of Business Model Innovation bei Covestro, im Dialog.

Beklagt noch Hürden für Unternehmensgründer: Marie Westphal, verantwortlich für die „Chemistry Platform“ beim Bundesverband Deutsche Startups.
Dr. Hans Kespohl, bei Covestro verantwortlich für neue innovative Geschäftsmodelle, sieht großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit jungen Forschern und Gründern.

Westphal: Natürlich ist die Chemie als drittgrößte Industrie Deutschlands aus Gründerperspektive interessant – die Werkstoffe und Materialien sind die Grundlage für Technologien und unser modernes Leben. Gleichzeitig ist in der traditionellen chemischen Industrie die Zeit für neues Denken angebrochen: Die Gesellschaft will nachhaltigere Produkte und „grüne“ Chemie. Aber auch wenn die Zahl der Start-up-Gründungen in der Chemiebranche steigt, bleibt einiges zu tun.

Kespohl: Das sehe ich auch so. Alternative Rohstoffe und nachhaltige Herstellungsverfahren müssen entwickelt, neue Wertstoffkreisläufe gestaltet werden. Zudem verändert die digitale Transformation Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle – und fordert neue Materiallösungen beispielsweise für das autonome Fahren. Start-ups können dabei ein wichtiger Innovationstreiber sein. Aber stoßen die Themen der chemischen Industrie bei Gründern überhaupt auf breites Interesse?

Westphal: Ja, denn Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema der Chemie und spielt auch für Startups eine wichtige Rolle. In der Studie „Deutscher Startup Monitor 2018“ gab über die Hälfte der befragten Gründer an, nachhaltige Geschäftsmodelle zu verfolgen, um langfristig einen positiven ökologischen und gesellschaftlichen Beitrag zu leisten und wettbewerbsfähig zu sein. Allerdings gibt es für Chemie-Start-ups auch Hürden: vor allem bei Vertrieb, Kundengewinnung und Kapitalbeschaffung.

Kespohl: Das kann ich gut nachvollziehen, denn neue chemische Verfahren und die Entwicklung alternativer Rohstofflösungen kosten Zeit und Geld. Da können wir uns als großes Unternehmen einbringen: Gemeinsam mit jungen Forschern und Gründern können wir viel schneller auf die Anforderungen unserer Zeit antworten. Wir sehen großes innovatives Potenzial im chemischen und anwendungstechnischen Bereich an Universitäten – nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit.

Westphal: Genau deshalb setzen wir uns mit der Chemistry Platform des Startup-Verbands und den beteiligten Chemieunternehmen, darunter Covestro, für ein gründungsfreundliches Klima an Universitäten ein, für längerfristige Investitionen der globalen Kapitalgeber und für die Vernetzung der etablierten Wirtschaft mit Start-ups.

Kespohl: Diese neuen Ökosysteme aus Start-ups, Unis, Kapitalgebern, Dienstleistern und Institutionen bieten ganz neue Chancen der Zusammenarbeit. Wir bei Covestro sind stolz, dabei zu sein und über Grenzen hinweg Neues anzustoßen.